Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einer Tonaufnahme einer Rockband. Es ist natürlich ein komplett andere Herangehensweise, als eine Dance Produktion. Bei einer Modernen EDM Produktion werden die Sounds von einem Plugin zur Verfügung gestellt (Kontakt Player im Zusammenspiel einem Sound Plugin). Ganz anders sieht es natürlich aus, wenn sich im Studio Musiker befinden und Ihre Songs einspielen möchten. Hier wird man richtig gefordert, aber es mach Spaß mit tollen Musikern zu arbeiten und nicht immer nur vor dem Computer zu sitzen….
Bei einer Tonaufnahme im Studio mit einer Band ist man als Tontechniker/Tonmeister meist sehr angespannt. Es gilt alles möglichst perfekt ton technisch aufzunehmen. Das kann schon mal Stress verursachen. Wenn man gut eingearbeitet ist in seinem System, sollte es kein Problem sein. Im folgenden werde ich versuchen, hier die Aufnahmesituation etwas zu erklären.
Vorbereitung:
Ich gehe mal davon aus, die Band ist sehr gut zusammengespielt und jeder weiß, was er spielen muss. Sie haben den Titel gut einstudiert und es kann losgehen. Leider habe ich auch erlebt, dass die Band im Studio zu diskutieren anfängt, ob Sie diesen Teil so spielen oder so – oder dann doch wieder anders. Bis dann der erste Ton dann aufgenommen werden konnte, sind Stunden vergangen und jeder war noch mehr angespannt, als schon zu vor. Man sollte nicht vergessen, dass Musiker oft sehr angespannt sind im Studio – jeder möchte sein bestes geben und so ist schon etwas Stress in der Luft.
Schlagzeug: Aber gehen wir nun von einer guten Band aus, die sich entsprechend vorbereitet haben. Man beginnt als erstes mit der Mikrofonierung des Schlagzeugs. Unbedingt sollte das Schlagzeug in einem separaten Raum sein. So ist sichergestellt, dass ein übersprechen der einzelnen Signale nicht stattfinden kann – aber dazu später mehr. Hier Bedarf es schon einiges an Erfahrung, welches Mikrofon nehme ich für welche Trommel, Bassdrum, Becken oder Snare her? Das kann so pauschal nicht ganz so einfach beantwortet werden.
Für die Bassdrum empfiehlt sich das dynamische D120-AKG Mikrofon. Bei der Snare werden oft Mikrofone von Shure verwendet – auch hier ist ein dynamisches Mikrofon die beste Wahl aufgrund des Dynamikumfangs. Für die Stereohauptmikrofone empfehlen sich zwei Kondensator Mikrofone in einer XY-Technik Aufstellung über dem Schlagzeug. Dies sind die Hauptmikrofone, welche die Stereo Aufnahme des Schlagzeugs machen. Auch die HiHats und Trommel bekommen Ihre eigenen Mikrofone – auch hier sind oft dynamische Mikrofone empfehlenswert – zum Beispiel von Sure, aber auch andere Marken.
Insgesamt kommt man dann schon insgesamt mindestens 8 Mikrofone zum Einsatz – vielleicht auch mehr. Diese Mikrofonsignale kommen dann zum Mischpult. Sehr wichtig ist nun, dass die einzelnen Mikrofonsignale so geroutet werden – damit sie auch jeweils auf einzelne Audiospuren aufgenommen werden können. Warum? Beim späteren mischen hat man dann die Option, dass die einzelnen abgenommenen Trommeln oder die zum Beispiel die Bassdrum entsprechend dann Lautstärkemäßig angepasst werden kann. Dies ist oft total wichtig, damit ein perfekter Schalgzeug Mix erstellt werden kann. Wenn das Mischpult genügend Kanäle hat, so werden die Ausgangsspuren der Schlagzeug Audiospuren auf andere Kanäle geroutet.
Das ist insofern interessant und notwendig – damit man während der Aufnahme schon mal eine Submix einstellen kann. Die eingehenden Mischpultkanäle der Mikrofone sollten nur beim einstellen vor der Aufnahme gemacht werden. Hier sollte man darauf achten, dass die einzelnen Audiokanäle des Mischpults und vom Audiotrack Rekorder NICHT übersteuern. Während der Aufnahme sollten die Eingangskanäle der Mikrofonspuren auf keinen Fall mehr verändert werden. Dies hätte zur Folge, dass sich der Klang ändert und dies wäre dann auch auf der Aufnahme beim Multitrackrekorder drauf.
Auf den anderen Kanälen – also die Ausgangsspuren des Multitrackrekorder können während der Tonaufnahme sehr wohl verändert werden – da dies ja keine Auswirkung auf die Aufnahme hat.
Nochmals kurz zum Verständnis: Die 8 Spuren der Mikrofonesignale des Schlagzeugs gelangen zum Mischpult und werden so geroutet, dass alle Kanäle separat auf einzelne getrennte Audiospuren auf den Multitrack Rekorder aufgenommen werden. /// Die Ausgangssignale des Multitrack Rekorders werden auf 8 andere Mischpultkanäle geroutet. /// Wichtig ist nun, dass die möglichst perfekt eingestellten Eingangssignale des Schlagzeugs, klanglich und pegelmäßig dann während der Aufnahme nicht verändert werden. Diese werden dann während der Aufnahme so eingestellt, dass man diese nicht mehr hören kann. Die 8 Ausgangssignale des Multitrack Rekorders werden dann am Mischpult so eingestellt, dass man diese natürlich hören kann. Also man sieht – es sind einige Handgriffe notwendig. Zudem ist auch ein größeres Mischpult notwendig, da man für das Schlagzeug schon mal mindestens 16 Kanäle benötigt und wir sind ja noch nicht fertig….
Bevor man mit der Aufnahme des Schlagzeugs beginnt, sollte man unbedingt einige Test- Durchgänge machen, damit man noch alles pegelmäßig kontrollieren kann – bevor die Aufnahme dann nun endlich startet.
Schlagzeug, Bass und ev. Gitarre im ersten Durchgang der Tonaufnahme:
Zum Schlagzeug empfiehlt sich gleichzeitig die Aufnahme mit dem Bass zu machen. Wenn der Basspieler über einen Verstärker aufnehmen möchte, so ist ein separater Aufnahmeraum notwendig. Dies ist insofern nötig, damit kein übersprechen von dem Bassverstärker mit Mikrofon auf andere Instrumente erfolgen kann. Wenn im nachhinein die Audiospur geschnitten werden möchte, so ist ein zweiter Aufnahmeraum unverzichtbar. Es muss also gewährleistet sein, dass jedes Instrument auf einer eigenen Audiospur am Multitrack Rekorder aufgenommen wird. So ist also eine schallisolierte Aufnahme zwischen anderen Instrumenten unbedingt nötig. Einfacher ist es, wenn der Bassspieler über eine DI-Box die Aufnahme macht. Dadurch ist keine Aufnahme über ein Mikrofon und Lautsprecher des Basses nötig. Somit wird auch kein separater Aufnahmeraum zwingend nötig. Der Bassspieler könnte somit über die DI-Box im Regieraum neben den Mischpult, seine Aufnahme machen.
Der Gitarrist könnte in dieser Situation im zweiten Aufnahmeraum die Gitarre einspielen. Er wäre dann schallisoliert im zweiten Raum und die Gitarre könnte über das Mikrofon abgenommen werden.
In diesem Beispiel könnte also der Schlagzeuger, gemeinsam (zeitgleich) mit dem Bassspieler und Gitarristen die Basis für den Song aufnehmen. Anzumerken ist dabei, dass im nachhinein die Bassspur und die Gitarrenspur ausgebessert werden kann. So müssen die Musiker nicht unbedingt komplett fehlerfrei von Anfang bis Ende des Songs durchspielen. Es können also einzelne Parts der Bass- und Gitarrenspur jederzeit ausgebessert werden. Der Schlagzeuger ist hier leider ausgeschlossen.
Schlagzeugspuren können im nachhinein nicht so ganz einfach ausgebessert werden – das ist nur mit großen Aufwand möglich. Zudem spielt der Schlagzeuger immer ein bisschen anders – somit sind dann letztendlich Audioschnitte möglicherweise hörbar. Außerdem wird der Schlagzeuger rhythmisch etwas vom Tempo abweichen und so passt der Ausstieg dann sicherlich nicht mehr 100%ig zusammen. Ich habe in meiner Praxis immer wieder mal Varianten ausgetestet – aber meist hat es nicht funktioniert.
Das einzige was schon funktionieren könnte ist folgende Möglichkeit: Der Schlagzeuger setzt kurz vor dem Teil ein, wo der Fehler lag und spielt dann das Schlagzeug bis zum Ende des Songs neu ein. Dabei muss er darauf achten, dass er total synchron zum Bass und Gitarre spielt, welche ihm über den Kopfhörer zugespielt wird. Aber es ist enorm viel Arbeit und muss nicht zwingend funktionieren. Am besten . der Schlagzeuger spielt den ganzen Song auf einmal ein, ohne Nachbesserungen machen zu müssen. Möglich wäre auch, dass während der Aufnahme jedem ein Click (Takt/bpm) über Kopfhörer zugespielt wird. So ist jeder im Takt und kann nicht aus – aber der Schlagzeuger wird meist keine Freude mit der Taktvorgabe haben.
Grundsätzliches:
Generell gilt, dass während der Aufnahme jeder einen Kopfhörer tragen muss. Der Tontechniker hat dafür zu sorgen, dass jeder den Mix mit Schlagzeug, Bass und Gitarre hört. Erst dann ist gewährleistet, dass jeder den Song einspielen kann. Weiter geht es dann so, dass zusätzliche Spuren immer wieder dazukommen wie Solos, andere Instrumente. Die Vocals sind erst ganz am Schluss dran für die Aufnahme.
Man sieht also, dass eine Aufnahme einer Band sicherlich mehr Arbeit ist – als eine Aufnahme direkt am Computer mit dem Sequenzer. Aber andererseits ist eine Aufnahme mit einer Band immer spannend und man wird als Tontechniker sicherlich mehr herausgefordert und es macht Spaß mit tollen Musikern im Studio zu arbeiten. Aber nicht vergessen: Die Handgriffe sollten möglichst gut „sitzen“! Viel Erfolg mit Band Aufnahmen im Studio 🙂