Eine weitere Anwendung für ein Mischpult in Verbindung mit Ihrer Kamera, könnte ein Livekonzert Ihrer befreundeten Musikband sein. Mit dem eingebauten Mikrofon wird man hier wahrscheinlich nicht weit kommen. Externe Mikrofone sind hier unverzichtbar. Aber auch mit nur zwei externen Mikrofonen erhält man nicht optimale Ergebnisse. Man könnte die Mikrofone links und rechts vor der Bühne aufstellen, mit Blickrichtung zur Band und das war’s. Leider dürfte der Applaus je nach Gegebenheit vor Ort, entweder zu leise oder womöglich auch zu laut sein. Wie bekommt man das aber nun in den Griff?
Die Lösung wären hier mehrere Mikrofone in Verbindung mit einem kleinen Mischpult. Zwei Mikrofone könnten dann relativ nahe zu den Hauptlautsprechern der PA-Anlage ausgerichtet sein. Achtung: Hier sollte man unbedingt darauf achten, ob die Band alle Instrumente auf die PA-Anlage mischt. Wenn nicht und man hat die Mikrofone wie angeführt ausgerichtet, könnte es passieren, dass manche Instrumente dann nicht oder nur schwer hörbar sind. Also kurz mit der Band absprechen und ggf. Mikrofone anders ausrichten. Die beiden anderen Mikrofone könnten weiter hinten platziert werden, um so auch das Publikum tontechnisch zu erfassen. Damit hätte man die Möglichkeit, die Liveatmosphäre perfekt einzufangen.
Wenn man nun die vier Mikrofone direkt über das Mischpult auf den Camcorder aufnimmt, so ist ein perfektes Auspegeln notwendig, um keine Verzerrungen zu erhalten. Profis greifen hier auf einen zwischengeschaltenen Kompressor zurück. Dadurch sind Pegelspitzen nicht so ein großes Problem, da es vom Kompressor automatisch zurückgeregelt wird. Ohne Kompressor ist eine solche Liveaufnahme nur schwer zu bändigen. Ich rate daher unbedingt, einen Kompressor zu verwenden. Es hängt natürlich auch davon ab, welche Livesituation aufzunehmen ist.
Ein Gitarrentrio mit Gesang wird bestimmt nicht solche Spitzenpegel erreichen wie eine Rock-Formation mit „zig“-Verstärkern. Noch bessere Ergebnisse würde man hier natürlich dann erzielen, wenn Sie die Aufnahme mit einem gekoppelten Mehrspurrecorder machen würden. So hätte man die Möglichkeit in der Nachbearbeitung, entsprechend die Lautstärkeverhältnisse anzupassen. Schlimmstenfalls könnte man sogar eine kurze Verzerrung etwas „abfangen“, indem man kurz zurückregelt und andere Spuren etwas aufzieht.
Vielleicht ein kurzer Blick zu den Profis, wie eine solche Situation einer Liveaufnahme tontechnisch umgesetzt wird. Als erstes werden natürlich vorrangig mehrere Mikrofone verwendet. Dies sind meist dynamische Mikrofone, welche üblicherweise mehr Spitzenpegel ertragen, als zum Beispiel Kondensatormikrofone. Diese Mikrofone werden an unterschiedlichsten Plätzen eingerichtet. Das kann also direkt vor dem Gitarrenverstärker, Bassverstärker bzw. direkt bei den einzelnen Instrumenten sein. Meist hat auch der Keyboarder einen separaten Monitor und auch dieser erhält ein eigenes Mikro. Das Schlagzeug wird oft mit sogenannten Overheadmikrofonen in Stereo abgenommen.
Zusätzlich erhält auch die Bass-Drum und die Snare noch ein separates Mikro. Andere Instrumente werden nach dem gleichen Prinzip mikrofoniert. Üblicherweise verwendet jede Band bei einer Livesession ihren eigenen Mixer für ihre PA-Anlage. Dieser Stereomix wird dann ebenfalls direkt aus der PA-Anlage aufgenommen – jedes Mischpult wird einen solchen Ausgang verfügbar haben. Weiters werden dann noch Mikrofone auf die Zuschauer ausgerichtet, um die Stimmung tontechnisch einzufangen. Mit dieser Methode kommt schnell eine stattliche Anzahl von Mikrofonen zusammen.
Hier ist natürlich ein großes Mischpult unverzichtbar. Diese einzelnen Mikrofone und der PA-Mix werden alle auf separaten Tonspuren (meist Harddisk-Recorder) aufgenommen. Selbstverständlich wird hier normalerweise immer auch für jeden Kanal noch ein Kompressor verwendet. So sind starke Pegelschwankungen gut in den Griff zu bekommen. Im Studio hat man auf alle einzelnen Spuren dann Zugriff und kann so einen perfekten Mix zum Video erzeugen.
Okay, zugegeben – der Aufwand für eine derartige Videoaufnahme für die befreundete Musikgruppe würde diesen technischen Wahnsinn sicherlich nicht rechtfertigen. Aber man kann sich doch einige Highlights heraussuchen. Zum einen könnte man auch hier auf die Praxis der Profis zurückgreifen, und die beiden Stereokanäle direkt von der PA-Anlage herausspielen. Zusätzlich noch zwei Livemikrofone und man erhält schon beachtliche Ergebnisse. Wichtig: Man sollte die Pegel nicht außer acht lassen (Tipp: Kompressor verwenden). Tonverzerrungen können meist im Nachhinein nicht mehr beseitigt werden. Nicht vergessen werden darf hier, dass man meist (je nach Gegebenheit) sich auch mit langen Kabeln umherschlagen muss.
Hier wäre dringend zu empfehlen, möglichst mit Funkübertragungen zu arbeiten. Diese Gerätschaften sind oft schon relativ günstig zu bekommen. In der Praxis zeigt sich in einer solchen Aufnahmesituation, dass die flexible Bewegungsfreiheit von großem Vorteil ist. Wenn man immer Kabel hinterher ziehen muss, wird einem die Freude an der Produktion schnell vergehen. Ganz abgesehen davon, dass Stecker schnell mal herausrutschen können und dann der Ton weg ist und die Buchse an der Camcorder dann womöglich auch nicht mehr zu gebrauchen ist. Hier sollte man sich gut überlegen, wie aufwendig möchte man die Live-Musikaufnahme gestalten und nach welchem Prinzip.
Wenn Sie es trotz aller gutgemeinten Ratschläge doch nur mit den eingebauten Mikrofonen der Kamera machen, so kommt gerne folgendes Phänomen zum Vorschein. Sie wechseln bestimmt laufend die Position mit der Kamera. Durch die Änderung Ihrer Position ändert sich auch der Ton. Das heißt, die Klangfarbe verändert sich teilweise erheblich und macht solche Tonaufnahmen meist zunichte. Dieser Effekt tritt gerade dann sehr stark in den Vordergrund, wenn die akustische Gegebenheit vor Ort nicht optimal ist. Abhilfe dafür wird man so gut wie gar nicht schaffen können.
Die einzige Lösung wäre, wenn man die Aufnahme in einem perfekten Aufnahmesaal machen könnte, welcher akustisch hervorragend ausgeglichen ist – aber solche Räume sind nur in großen Opernhäusern oder dergleichen zu finden. Die einfachste Lösung wäre folgende: Zwei Funkmikrofone mit optimaler Position zu finden. Hier wäre vielleicht eine Position links und rechts vor der Bühne empfehlenswert. Ausgerichtet natürlich auf die Band – nicht zu nahe an den Lautsprechern. Kurz den Pegel abchecken und die Aufnahme kann gestartet werden. Alles ohne Mischpult.
Durch die Funkmikros kann man sich auch noch frei bewegen. Diese Möglichkeit dürfte sicherlich eine der günstigsten und moderatesten sein, um gute Livetonaufnahmen erzielen zu können. Oder man stellt eine Funkübertragung zwischen dem Live-PA-Mixer und dem Camcorder her und nimmt den PA-Mix der Band so direkt auf.