Wer kennt sie nicht aus dem Fernsehen, die typischen Aufnahmen eines Interview-Partners mit den Mikrofonen. Ein Mikro vor die Nase gehalten und los geht’s – naja, so ganz einfach ist es aber nun doch nicht – hier sind einige Dinge zu beachten. Es kommt immer auf die jeweilige Situation an, welches das beste Interview-Mikrofon ist. Hier werden ich Ihnen einige Tipps aus der Praxis aufzeigen, um den richtigen Umgang ein bisschen näher zu bringen.
Bei einem Interview-Partner, vor dem man direkt steht, dürfte ein gutes dynamisches Mikrofon die beste Wahl sein. Dies kann einerseits ein kabelgebundenes Mikrofon sein, oder andererseits wäre ein Funkmikrofon die noch bequemere und modernere Art. Wichtig dabei ist, dass man unbedingt einen Mikrofonschutz verwendet, um so die typischen Popp- und Zischgeräusche weitestgehend zu verhindern. Das Mikrofon kann direkt bis auf ca. 10 cm vor den Mund gehalten werden.
Empfehlenswert wäre auch darauf zu achten, dass man ein Mikro mit einer Nierencharakteristik verwendet. Ein Richtrohr-Mikrofon ist hier nur dann zu empfehlen, wenn man nicht direkt bzw. unmittelbar vor dem Gesprächspartner steht, da das Mikrofon mit seiner Richtwirkung so dann wahrscheinlich zu nahe wäre.
Aber das muss man auch wieder etwas differenziert sehen. Warum? Wenn Sie in einer sehr lauten Umgebung das Gespräch aufnehmen wollen oder müssen, so ist das dynamische Mikrofon, welches meist mit einer Nierencharakteristik ausgestattet ist, nicht die optimale technische Lösung. In einem solchen Fall wäre ein Richtrohr-Mikrofon dem dynamischen Mikrofon sogar vorzuziehen. Dies ergibt sich aus der Keulencharakteristik des Richtrohr-Mikrofons. So kann man sichergehen, dass die Geräuschekulisse nicht zu sehr in den Vordergrund dringt und man das Gespräch möglichst störfrei aufnehmen kann. Bei einer lauten Umgebung mit einem Mikrofon welches einen Nierencharakter hat, wird unweigerlich auch das Umfeld mit aufgenommen, ob gewollt oder ungewollt.
Aber es könnte ja auch gewünscht sein. Wenn Sie zum Beispiel einen Interview-Partner in der Natur aufnehmen, so kann es durchaus sehr reizvoll sein, wenn Sie zum Beispiel auch das Vogelgezwitscher mit aufnehmen. Bei einem Interview über Flora und Fauna sicherlich eine sehr gute Lösung. Wenn das Thema aber eher sehr ernst ist, kann es unter Umständen sehr störend sein. Leider lassen sich solche aufgenommenen Umweltgeräusche so gut wie gar nicht mehr von der Aufnahme entfernen, da hilft auch die beste Software bei der Nachbearbeitung nichts mehr.
Deshalb sollte man also immer gut darauf achten, was man wie aufnimmt und für welchen Anlass. Eine mit aufgenommene Geräuschkulisse vor Ort hat oft großen Einfluss auf das gezeigte Bild bzw. hat auch eine subjektiven Einfluss auf das Thema und verstärkt den Eindruck entsprechend. Ein negatives Beispiel wäre, wenn Sie ein Interview an einem nahegelegenen Flughafen machen und Ihren Gesprächspartner etwas fragen über seine Schmetterlingszucht.
Das mögliche Umweltgeräusch vernichtet das Interview und dürfte es unbrauchbar machen – nur weil man das falsche Mikrofon mit einer Nierencharakteristik verwendet hat. Ein positives Beispiel wäre zum Beispiel ein Interview in einem Zoo über Raubkatzen und man würde im Hintergrund ein paar Löwen brüllen hören. Es würde das Interview so bestimmt viel lebendiger werden. Aus diesen Praxisbeispielen sieht man schnell, dass die richtige Mikrofonwahl für die unterschiedlichsten Situationen sehr wichtig ist.
Sehen wir uns mal die Profis an, wie diese die Situationen meistern. Bei den professionellen Kameras ist meist ein Richtrohr-Mikrofon aufmontiert. Zusätzlich haben Sie auch ein externes dynamisches Mikrofon mit Nierencharakteristik mit dabei, speziell für Situationen – wenn Sie direkt einen Interview-Partner vor sich haben. Gibt zum Beispiel ein Politiker ein Interview vor einer größeren Menge von Journalisten, so verwendet man üblicherweise ein Richtrohr-Mikrofon mit Keulencharakteristik, aufmontiert auf eine Mikrofonangel. Vergessen werden darf dabei nicht, dass hier oft ein separater Tontechniker für die Tonaufnahme zuständig ist.
Der Kameramann braucht sich also normalerweise nicht um das richtige Mikrofon und die entsprechende Auspegelung zu kümmern. Ein Dynamikmikrofon mit einer Nierencharakteristik auf einer Mikrofonangel wäre für eine etwas entferntere Aufnahme eines Politikers fatal. Das Umweltgeräusch würde in diesem Fall mit der ausgeprägten Nierencharakteristik zu stark in den Vordergrund dringen und das Interview unbrauchbar machen.
Kurz zusammengefasst kann man also festhalten, das Dynamikmikrofon mit Nierencharakteristik ist optimal für die Interview-Aufnahme im Nahbereich. Das typische Richtrohrmikrofon ist hingegen optimal, wenn man etwas weiter weg ist vom Geschehen – richtig ausgerichtet am besten mit einer Mikrofonangel, wird man hier optimale Ergebnisse erzielen können.
Nehmen wir eine weitere Situation an. Sie möchten ein Interview aufnehmen und befinden sich am Strand bei sehr starkem Wind. Hier ist es unabdingbar, dass Sie einen speziellen Mikrofonschutz verwenden. Ein gewohnter Schaumstoff-Überzug hilft in diesem Fall nicht weiter. Hier muss man auf bewährte Technik aus der Praxis zurückgreifen – es sind die oft etwas lustig anzusehenden großen Fellüberzüge. Diese haben Sie bestimmt schon in Fernseh-Interviews gesehen. Auch wenn sie lustig anzusehen sind, sie erzielen ihre Wirkung und funktionieren optimal.
Das wuschelige Fell absorbiert durch die langen Haare die Windgeräusche. Das Ergebnis ist verblüffend, die Windgeräusche werden weitestgehend unterdrückt und man erhält eine optimale Aufnahme. Dies funktioniert sogar bei sehr starkem Wind. Leider ist dieser spezielle Mikrofon-Windschutz nicht ganz so billig, aber für diese Aufnahmesituation gibt es keine bessere Lösung.
Inzwischen besteht sogar schon die Möglichkeit, solch einen Mikrofon-Windschutz auf einen Camcorder anzubringen. Es sieht zwar etwas irre aus, als wäre der Kamera ein Bart gewachsen – aber wie auch immer, es hilft. Der Windschutz wird einfach über das Mikrofon angebracht und kann sofort eingesetzt werden. Diesen Windschutz gibt es für verschiedenste Mikrofontypen, von groß bis klein und lang bis kurz. Manche Hersteller bieten sogar für bestimmte Mikrofone bzw. Kameramodelle genau auf das jeweilige Gerät abgestimmten Windschutz.
Solch einen Windschutz gibt es für fast alle Mikrofontypen, eingeschlossen auch für die langen Richtrohr-Mikrofone oder eben den Aufsatz direkt für den Camcorder. Man müsste also schon einen totalen Exoten sein eigen nennen, um nicht einen passenden Mikrofonschutz zu bekommen. Aus der Praxis hat sich also gezeigt, dass bei widrigen Windverhältnissen ein spezieller Windschutz die optimale Lösung ist.