Möchte man unterschiedlichste Szenen in einem Video optimal hintereinander reihen, so muss man sich bei der Nachbearbeitung mit Tonüberblendungen (Kreuzblenden) behelfen. Angenommen, Sie filmen bei einem Oldie-Autotreffen. Schön restaurierte Autos fahren an Ihnen vorbei und Sie filmen drauf los. Die Motoren sind sehr laut, aber Sie haben alles perfekt eingestellt. Die nächsten Filmszenen machen Sie bei stehenden Autos und filmen das Innere der Fahrzeuge. Sie sehen sich dann zu Hause die Aufnahmen an. Alle Szenen sind einfach wie bei der Aufnahme hintereinandergereiht, die Bilder passen gut zueinander – soweit alles okay.
Der Ton dürfte aber von einer Szene zur anderen schlagartig lauter und je nach Szene dann wieder leiser werden. Bei der Videoaufnahme wird also nicht nur das Bild hart geschnitten, sondern logischerweise auch der Ton. Daraus ergeben sich zwangsweise tontechnische Schnitte, die so nicht brauchbar sind. Bei der einen Szene fährt lautstark ein schönes Auto vorbei, Sie schwenken nach und wechseln dann direkt auf die nächste Szene. Der Tonschnitt ist hart und passt so logischerweise nicht zusammen.
In der Nachbearbeitung werden wie gewünscht die entsprechenden Szenen richtig in ihrer Reihenfolge neu ausgerichtet. Die Tonspur läuft dann automatisch synchron mit. Mit den Kreuzblenden können Sie nun die Übergänge von einer Szene auf die andere Szene fließend machen. Das heißt, kein harter Tonschnitt stört den Ablauf Ihres Videos. So kann man, wie man möchte, alles miteinander verbinden und der Ton von der ersten Szene geht ebenfalls weich in den Ton der nächsten Szene über. Die Kreuzblenden können je nach Software beliebig verändert werden. Es können also schnelle Übergänge, aber auch sehr weiche fließende Übergänge eingezeichnet werden. Wechselt das Bild in einem harten Schnitt, so sollte auch der Ton relativ zeitsynchron überblendet werden. Wenn Sie hingegen ein Szenenbild weich in die nächste Szene einblenden, so sollte durchaus der Ton auch weich überblendet werden. Wie schnell oder langsam die Kreuzblende agieren sollte, hängt hauptsächlich von den jeweiligen Szenen bzw. Videos ab. Hier sollte man selbst einfach mal alles austesten.
Wichtig wäre dabei darauf zu achten, dass genau beim Schnitt kein „akustisches Loch“ entsteht. Dies entsteht, wenn Sie kurz vor dem Bildwechsel den Ton ausblenden und bei der nächsten Szene den Ton wieder einblenden. Hier wäre zu empfehlen, dass der tontechnische Schnitt ein paar Sekunden vor dem Szenenwechsel heruntergefadet wird und der neue schon langsam eingefadet wird. Die letzte Szene sollte bei einem harten Bildumschnitt tonmäßig nicht zu lange in der neuen Szene hörbar sein. Die ganze Kreuzblende richtet sich nach dem verwendeten Bildmaterial, kann aber durchaus nur 1-3 sec. dauern. Bei weichem Bildwechsel kann es schon mal bis zu 5-8 sec. dauern – wie erwähnt, dies hängt mit dem gewünschten Effekt zusammen bzw. Ihrem Filmmaterial.
Tipps zur Nachbearbeitung von Interviews
Angenommen, Sie produzieren ein Interview. Im Hintergrund war ein Auto zu hören. Genau an dieser Stelle möchten Sie einen Bildumschnitt auf eine andere Kameraposition machen. Das Gespräch könnte ohne weiteres geschnitten werden, da sind eigentlich immer irgendwelche Pausen vorhanden. Aber man hört bei der einen Szene im Hintergrund das Auto, bei der neuen Szene fuhr aber kein Auto. Wenn man dies nun einfach hintereinander schneidet, dürfte folgendes passieren: Das Auto wäre beim Umschnitt von der einen Szene auf die andere auf einmal abrupt weg. Auch wenn nur im Hintergrund, aber je nach Lautstärke dürfte dies nicht zu überhören sein. Wenn das Gespräch hier perfekt geschnitten werden soll, so ist auch das Hintergrundgeräusch nicht unwichtig. Man macht sich vielleicht nicht unbedingt Gedanken darüber, da man alle Aufmerksamkeit auf das Gespräch legt, aber es ist dennoch wichtig, auf die Hintergrund-Geräuschkulisse zu achten.
Wie könnte man nun das Problem lösen? Die einfachste Möglichkeit wäre, dass man sich eine andere Schnittstelle sucht, bei der keine auffälligen Geräusche im Hintergrund zu hören sind. Weiters könnte man versuchen, durch geschickte Anwendung der Kreuzblende dies in den Griff zu bekommen. Man müsste dabei den Ton etwas länger in die Szene hineinklingen lassen, also erst etwas später ausfaden. Den Ton der zweiten Szene aber dennoch relativ hart einfaden. Wenn allerdings bei der ersten Szene das Gespräch zu schnell losgeht, weil die Pause des Gesprächspartners nicht so lange war, dürfte dies auch nur schwer möglich sein.
So könnte passieren, dass beim tontechnischen Ausblenden der ersten Szene dann kurz noch eine Stimme zu hören ist. Sollte die Gesprächspause länger ausgefallen sein, so hätte man genug Zeit etwas langsamer auszufaden und könnte die beiden Szenen tontechnisch optimal aneinander basteln. Eine Idee gäbe es auch hier noch. Man sucht sich ein ähnliches Geräusch eines Autos und legt dieses über den Schnitt möglichst synchron darüber. Man müsste einfach das Geräusch auf einer separaten Spur einfaden und dann wieder kurz ausfaden. Ob dies grundsätzlich gelingen kann, hängt von Ihrem Material ab. Vielmehr wollte ich in diesem Beispiel zeigen, dass man auch auf Hintergrundgeräusche hören sollte, um professionelle Ergebnisse zu erhalten. Ob der ganze Aufwand dafürsteht, ist natürlich davon abhängig, für welchen Zweck Sie dieses Material letztendlich überhaupt verwenden wollen.
Manche Programme bieten schon vorgefertigte Kreuzblenden an, das heißt, sie sind schon optimiert für jeweilige Anwendungen. Perfekt wäre, wenn Sie die Hüllkurve der Kreuzblenden selber ins Programm einzeichnen können. In der Praxis hat sich gezeigt, dass dies ein enormer Vorteil ist. Viele Programme lassen hier alle Optionen offen und man kann direkt in die Audiodatei seine gewünschte Kreuzblenden bzw. Hüllkurven einzeichnen. Es lassen sich dann alle einzelnen Audiospuren, ob Mono oder Stereo, miteinander verbinden.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass nicht unbedingt immer ein Einfaden der Tonspur gewünscht wird. Stellen Sie sich einen Actionfilm vor. Ein spannender Moment baut sich auf, laute Musik ist zu hören mit lauten Geräuschen – es wird immer leiser und spannender. Plötzlich ein Szenenwechsel und ein zum Bild synchrones Geräusch. Das heißt, hier wurde nicht nur bildtechnisch ein harter Schnitt gemacht, sondern auch der Ton wurde hier hart geschnitten. Speziell bei Actionfilmen werden tontechnisch auf den Punkt gebrachte Schnitte gemacht. Bei actionreichen, geballten Filmszenen sind tontechnische Überblendungen nicht so gefragt.
Überblendung des Tons bei Landschaftsaufnahmen
Anders hingegen bei Landschaftsaufnahmen, bei denen weiche Überblendungen von einem Bild zum anderen gemacht werden. Hier wird üblicherweise auch der Hintergrundton weich ineinander mit Kreuzblenden überblendet. Zusätzlich wird oft auch noch die Musik ein- bzw. ausgefadet. So kommen dann letztendlich auch auf anderen Audiospuren die Kreuzblenden noch zusätzlich zum Einsatz. Man könnte sich fragen, warum auch bei Landschaftsaufnahmen der Ton mit Kreuzblenden bearbeitet wird. Nehmen wir an, dass eine Aufnahme in der Natur in einer bunten Wiese gedreht wird, umgeben von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Die nächste Szene ist ein kleiner Bach neben der Wiese.
Ein harter Bildumschnitt bzw. Tonschnitt könnte die idyllische Naturaufnahme völlig zerstören. Normalerweise würde man wahrscheinlich am besten von einem Bild in die nächste Szene einen weichen Übergang filmen. Wenn nun beim Ton ein harter Schnitt gemacht würde, könnte folgendes passieren: Bei der Aufnahme in der Wiese hört man die Bienen usw. und beim Umschnitt wäre dann abrupt das Wassergeplätscher hörbar. Man würde sich wundern, wenn das eine Bild in das andere fließend übergeht, aber der Tonschnitt wäre hart. Hier sollte deshalb der Ton auch mit einer Kreuzblende in die nächste Szene überblendet werden. Daraus ergibt sich dann ein gefühlvoller Szenenwechsel, welcher erst mit dem Ton die richtige Stimmung ergibt.